Am vergangenen Wochenende schlugen die Wikinger ihr Lager nahe der deutsch-niederländischen Grenze auf und luden zur Mud Edition ins Berendonck-Areal bei Nijmegen; während Samstag und Sonntag Strong Viking mit 7, 13 oder 19 zum Teil recht matschigen Kilometern auf die Teilnehmer wartete, stand für die Athleten der OCR Series Sonntagvormittag das fünfte Rennen der laufenden Saison an.
Mit der OCR Series hat Strong Viking ein Format geschaffen, in dessen Rahmen ambitionierte Athleten in insgesamt sieben Wettkämpfen Punkte sammeln können, um sich für die OCR Series World Finals am 23. Juni zu qualifizieren. Im Gegensatz zu den anderen Startwellen von Strong Viking gelten für die OCR Series strengere Regeln, deren Einhaltung von Marshalls überwacht und durchgesetzt wird. Gleichzeitig entfallen für diese Startwelle die Teamhindernisse wie der Brother Hill, der im Normalfall nur durch die Zusammenarbeit der Teilnehmer überwunden werden kann (für die OCR Series werden hier Seile eingesetzt) oder das gegenseitige Tragen beim „Carry a Viking“.
Nach einer unkomplizierten Registrierung und Abholung von Starterweste und Zeitchip blieb noch etwas Zeit für ein spätes Frühstück bzw. das Fachsimpeln und Austauschen letzter Tipps und Hinweise. Pünktlich um 10 Uhr standen dann auch wieder einige Athleten aus Deutschland an der Startlinie der OCR Series, um bei bestem Wettkampfwetter die 19km und etwas über 50 Hindernisse in Angriff zu nehmen. Nach kurzer Laufstrecke zum Auftakt warteten mit den Dragon Ropes und dem Balancierbalken die ersten Hindernisse darauf, das Starterfeld etwas zu vereinzeln. Die Strecke an sich war flach, dementsprechend hoch war das Tempo. Die mutmaßlich einzige natürliche Erhebung in der weiteren Umgebung wurde dann von den Streckenverantwortlichen auch genutzt, um die Starter – mit geschultertem Sandsack – gleich mehrfach im Slalom den Hügel rauf- und runterzuschicken.
Hindernisse: Die Mischung macht’s
Neben den OCR-Standardhindernissen wie Walls, Carrys (Sandsack, Eisenkette, Hammer und Schild), Monkey Bars oder Kriechhindernissen zeichnet sich Strong Viking durch interessante, technische und kreative Hindernisse aus, die auch während einer Saison weiterentwickelt und in die Läufe eingebaut werden. Das obligatorische Hammer-Zielwerfen testete die Geschicklichkeit – und in einigen Fällen wohl auch die Nerven –, Hindernisse wie der Tyre Flip, das Baumstamm-Ziehen oder der neue Atlas Stone (bei dem drei unterschiedlich schwere Medizinbälle über eine bestimmte Höhe gehoben werden mussten) prüften die Kraft der Starter. Sprungkraft in den Beinen war beim Ivar’s Walk gefragt, als die Athleten mit zusammengebundenen Beinen hasengleich über den Sandstrand und einige Querbalken hüpfen mussten. Aber auch Technik und Griffkraft fordert Strong Viking von seinen Teilnehmern; Gunnar’s Tights etwa, ein Hangelhindernis aus Hosenbeinen, testet nicht nur die Unterarme der Hangelnden, sondern auch gleich die Strapazierfähigkeit der Arbeitsbekleidung eines der Hauptsponsoren. Der inzwischen nahezu standardmäßig im OCR auftauchende Weaver wurde um eine Cargonetz-Passage in der Mitte erweitert, den einfachen Monkey Bars rotierende Griffe vorgelagert.
Kurz vor den Zielstufen erwartete die Athleten der OCR Series eine Dreierkombination für Unterarme, Hände und letztlich Kopf. Die Besonderheit des Low Rigs liegt dabei schon im Namen: In geringer Höhe stand eine Kombination aus Rädern, Stangen, Kugeln, Nun-Chucks und Ringen, die ohne Bodenberührung überwunden werden musste, zwischen den Startern und der rettenden Glocke. Wer das nicht schaffte, durfte eine zweiminütige Extrarunde an den Battle Ropes drehen. Diese Vorbelastung in Armen und Händen und das Ziel vor Augen mussten die zwei hintereinander liegenden beweglich aufgehängten Pegboards überwunden werden. Knackpunkt hier war vor allem der Übergang zwischen beiden sich bewegenden Boards. Das Schlagen der Glocke am Ende der Pegboards vermied nicht nur die Strafe von zwei Minuten Burpees, sondern bildete den Auftakt zu den Flying Monkey Bars nahezu direkt im Anschluss – einem Hindernis, das Technik und Kopf fordert. Denn der Abstand zwischen den drei Stangen ist so gewählt, dass nicht einfach weitergegriffen werden kann, sondern regelrecht von Stange zu Stange geflogen werden muss. Die mentale Überwindung steht dabei genauso im Fokus wie Timing und Technik. Ein finaler Glockenschlag hier und ein letztes Mal kriechen unter Stacheldraht, dann warteten die Zielstufen, wahlweise Wasser oder Bier und die verdiente Dusche auf die Athleten.
Eine Serie für Freizeitsportler und ambitionierte Athleten
Als Erster sicherte sich Titelverteidiger Thibault Debusschere sein Finisher-Getränk nach 1:37:25 und verwies damit Thomas Buyle und Jensen Blondeel auf die Plätze. Bei den Frauen entschied Lisan De Vries nach 2:05:31 das Rennen für sich, gefolgt von Corien Jansen und Sabine Spreen. Bester Deutscher wurde Felix Grelak.
Insgesamt hat die Strong-Viking-Crew mit der Mud Edition Nijmegen wieder einmal gezeigt, wie ein Lauf sowohl für Freizeitsportler als auch ambitionierte Athleten interessant gestaltet und professionell organisiert wird. Die Erfahrung der vergangenen Veranstaltungen zeigt sich von Registrierung und Wettkampforganisation über Hindernis-Design und Streckenführung bis zur Einbindung der Marshalls und dem Design der Hindernisse. Strong Viking hat sich damit in den vergangenen Jahren als feste Größe technisch anspruchsvoller, vielseitiger OCR-Läufe etabliert.
Vor den OCR Series World Finals am 23. Juni haben die Athleten der OCR Series noch zwei Gelegenheiten um Punkte für die Qualifikation zu sammeln. Das nächste Rennen am 22. April in Gent wird wieder eine Mud Edition. Also trainiert vorher noch einmal Technik und Griffkraft! An den schlammverschmierten Hindernissen werdet ihr beides brauchen.